Evangelische Migrationsgeschichte(n) – Zuwanderer in Franken im 17. Jahrhundert

Die Sonderausstellung im Museum Kirche in Franken in Bad Windsheim ist wirklich sehenwert, die wir kurz nach Eröffnung mit den Konfirmierten besucht konnten. So erlebten wir die Entwicklung Frankens im 17. Jahrhundert hautnah mit und verstanden, dass Migration nicht nur ein Thema der Gegenwart ist. Geführt hat uns Claudia Berwind vom fränkischen Freilnadmuseum. Sie schreibt über die Ausstellung:

Migration ist ein Wesensmerkmal menschlicher Kulturen. Sie ist kein neues Phänomen, sondern seit jeher auch Teil der europäischen Geschichte. Die Gründe für Migration waren und sind vielfältig.

Die Ausstellung unter dem Dach der Spitalkirche in Bad Windsheim trägt den Titel „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ und bildet Wanderungsbewegungen ab, die – ausgelöst durch die Verfolgung und Unterdrückung des Protestantismus in verschiedenen europäischen Ländern – Franken als Zufluchtsland erreichen. Auch alle anderen beteiligten Museen und Institutionen stellen Menschen vor, die aus Glaubensgründen, aus wirtschaftlicher Not oder als Folgen von Kriegenihre Heimat verlassen mussten oder aus eigener Initiative in für sie unbekannte Länder gezogen sind.

Die Ausstellungen erzählen vom kulturellen Erbe dieser Menschen, von den Chancen und Risiken, die mit ihrem Aufbruch verbunden waren, und davon, wie sie ihre neuen Lebenswelten mitprägten. Sie gehen unter anderem der Frage nach, wie sich Migrantinnen und Migranten den Herausforderungen des Ortswechsels stellten, wie sich die Fürsorge für Migranten im Protestantismus entwickelte und was sich daraus für die Probleme der Gegenwart lernen lässt.

Neu und herausragend an dem Projekt ist die Zusammenarbeit von Einrichtungen in den Quell- und Zielländern der protestantischen Migration.

Schwerpunkt der Ausstellung in Bad Windsheim sind die Gruppen von Glaubensflüchtlingen, die im 17. Jahrhundert in Franken eine neue Heimat gefunden haben: die Exulanten aus den habsburgischen Stammlanden in Österreich und die aus dem bourbonischen Frankreich geflohenen Hugenotten. Die territorialen Verhältnisse im Zeitalter der Konfessionalisierung kommen dabei ebenso in den Blick wie die verheerenden Folgen des 30jährigen Krieges, die Realität von Flucht und Vertreibung, aber auch das Ankommen in der fränkischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts und die Neugründung von Existenzen in der neuen Heimat.

An 16 Einzelschicksalen werden die ganz unterschiedlichen Erfahrungen in den Umwälzungen dieser Zeit nacherlebbar: Freuden und Leiden beim Abschied, Unterwegssein, Ankommen und Neuanfang. Gerahmt werden die Schicksale von den historischen Fakten und den dafür verantwortlichen Akteuren. Was bewog die weltliche Obrigkeit? Wie verhielt sich die in Franken bereits gut etablierte evangelisch-lutherische Geistlichkeit? Wurden die Flüchtigen mit offenen Armen von den Einheimischen empfangen? Wollten und konnten sich die fränkischen Neubürger gut in die Gesellschaft integrieren?

Die Ausstellung will damit die Besucher auch zu Fragen nach den eigenen Vorfahren motivieren, möchte Lust auf Familienforschung machen. Zudem wird sie Parallelen zu den historischen Vorgängen in unserer heutigen Welt aufscheinen lassen. Die Beschäftigung mit der Geschichte sollte uns auf diese Weise helfen, die Gegenwart besser zu verstehen.“

Die Kirchengemeinde Stübach beteiligt sich an dieser Ausstellung mit der Leihgabe des Taglauer Abendmahlkelchs.